Die Attacke kommt unerwartet und hinterlässt einen stechenden Schmerz im Kopf. Meist für wenige Stunden, manchman für Tage. Mit einer Migräne reagiert das Gehirn auf Stress. Warum und weshalb – das erklärt Kopfschmerzexperte Dr. Volker Pfaffenrath.
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Wenn der Kopf hämmert und pocht… / Bild: Pixabay / Kaffee
35.000 Patienten hat er schon behandelt. Der Neurologe Dr. Volker Pfaffenrath ist ein international anerkannter Spezialist auf dem Gebiet der Kopfschmerzen. Und das seit nunmehr 35 Jahren. Ab Oktober wird der 67-Jährige dem Ärzteteam im Rottacher Medicum mit seinem Wissen zur Seite stehen. Doch bis dahin gibt er bei der Stimme einen Überblick über den Schmerz im Kopf und wie man ihn verhindert.
Es gibt mehr als 160 verschiedene Arten von Kopfschmerzen. Am häufigsten treten Migräne (10 Prozent) und Spannungskopfschmerzen (70 Prozent) auf, so der Mediziner. Und solche, die durch Schmerzmittel (3 Prozent) oder Halswirbelsäulenprobleme (7 Prozent) verursacht werden. Oft manifestiere sich Migräne bereits in der Kindheit oder Pubertät.
Dabei unterscheidet man zwischen primären und sekundären Kopfschmerzen. „90 Prozent sind – so wie die Migräne – primär“, erklärt Dr. Pfaffenrath, „das heißt, der Kopfschmerz selbst ist der Grund der Beschwerden. Die sekundären – wie der Spannungskopfschmerz – seien völlig unspezifisch und beispielsweise durch Krankheiten verursacht. So könnten Verspannungen im Nacken-, Kiefer- und Kopfbereich Schmerzen möglicherweise Auslöser einer Migräne-Attacke sein. Generell gelte:
Alle primären Kopfschmerzen sind organische Kopfschmerzen
Es sei grundsätzlich falsch, davon auszugehen, dass Kopfschmerzen psychisch bedingt sind, sagt Dr. Pfaffenrath. Vielmehr habe die Erkrankung mit der Biochemie des Gehirns zu tun, genauso wie mit der genetischen Komponente. Man könne sich das so vorstellen:
„Wenn ein Düsenjäger über Sie und mich hinwegfliegt, dann erschrecken wir beide. Der Stress wird im Gehirn verarbeitet. Fliegt er erneut über uns hinweg, dann habe ich mich vielleicht daran gewöhnt – Sie möglicherweise nicht. Ihnen wird das Gehirn melden: „Jetzt ist Schluss!“ Und mit einer Migräne antworten. Es ist seine Art, sich zu schützen.“
Wie bekommt man eine Wochenend- oder Hollywood-Migräne?
Migräne werde nie durch nur einen einzigen Auslöser verursacht, sagt der 69-Jährige, oft sei es eine Kombination aus vielen. Bei einer „Hollywood-Migräne“ beispielsweise würden Faktoren wie Klimawechsel, Kabinen-Luftdruck des Urlaubsfliegers, die Entspannung am Pool, aber auch Alkohol eine Rolle spielen.
„Wenn man am Wochenende länger gefeiert hat und anschließend länger schläft, dann ändert sich der Schlaf-Wach-Rhythmus. Auch hier kann eine Wochenendmigräne die Folge sein“, gibt der Arzt zu verstehen. „Migräne tritt vermehrt bei Frauen auf. Oft mit Beginn der Menstruation, bei Einnahme der Pille oder bei einer Schwangerschaft“, weiß Paffenrath. Die Hormone würden dabei eine wesentliche Rolle.
Etwa zwölf bis vierzehn Prozent aller Frauen und sechs bis acht Prozent aller Männer in Deutschland leiden unter Migräne. Und vier bis fünf Prozent aller Klein- und Schulkinder sind betroffen. „Kinder kommen allerdings seltener zu mir“.
Woran merkt man, ob man Migräne hat?
Die Symptome sind eindeutig. Heftige, pulsierende Schmerzen, überwiegend einseitig, die bei jeder Kopfbewegung schlimmer werden. Übelkeit, Brechreiz, Lärm- und Lichtempfindlichkeit sind unangenehme Begleiter. Aber auch Sprachstörungen, Taubheitsgefühle und Flimmersehen (Migräne mit visueller Aura) sind Merkmale einer Migräne.
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Seit 35 Jahren Kopfschmerz-Experte: Der Neurologe Dr. Volker Pfaffenrath.
Abhilfe schaffen in 80 Prozent der Fälle Medikamente, versichert Dr. Pfaffenrath. Vorbeugende Medikamente müssen regelmäßig und über mindestens ein halbes Jahr genommen werden. Doch auch ein Schmerzmittel-Entzug sei in 70 bis 80 Prozent seiner Patienten erfolgreich. Welche Diagnose letztendlich die richtige ist, das könne er nur entscheiden, wenn er den Patienten sieht.
Er muss es wissen. Patienten, die jahrelang unter Kopfschmerzen litten, waren Dank seiner Hilfe innerhalb weniger Tage und Wochen migränefrei, erzählt Dr. Pfaffenrath. „Wichtig ist allerdings eine konsequente Attacken-Behandlung“, sagt er. Auch das Führen eines Kopfschmerz-Kalenders sei, neben einer Lebensberatung, sehr hilfreich. Ansonsten bleibe „regelmäßig Sport treiben. Das hilft, Körper und Gehirn zu entspannen“.