Kaum ein Bauvorhaben in Holzkirchen verbreitet derartig Unmut wie die circa 100 geplanten Wohnungen rund um das Postbräu-Gelände. Der passende Bebauungsplan, die inzwischen berüchtigte Nummer 40, liegt derzeit erneut aus – und viele Bürger hegen Bedenken.
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Auf dem Postbräuareal sollen demnächst rund 100 Wohnungen entstehen. Archivbild
Insgesamt 100 Wohnungen sollen auf dem Gelände zwischen Tegernseer und Thanner Straße entstehen, davon 50 auf dem Postbräu-Areal sowie ein zusätzliches Hotelgebäude für die Alte Post an der Thanner Straße. Die Gemeinde Holzkirchen hat sich ebenfalls eingeklinkt: der Wertstoffhof, das Eisstadion und sein dazugehöriger Parkplatz könnten für 50 gemeindliche Wohnungen weichen.
100 neue Wohnungen. Das macht laut Verkehrsplanern rein rechnerisch mindestens 1000 zusätzliche Fahrzeugbewegungen am Tag. Eine Problematik, die vielen Holzkirchnern Kopfzerbrechen bereitet. Ohnehin wären die Einmündung der Thanner Straße in die Tölzer Straße, sowie die Marktplatz-Kreuzung und die Miesbacher Straße schon komplett überlastet, so der Vorwurf.
Anwohner sehen schwarz
Die ortsverdichtende Bebauung in der angedachten Größenordnung führe nach Meinung der Anwohner der Thanner Straße und den Mitgliedern der Bürgerinitiative „Stop-Südumgehung“ zu einer „deutlichen Verschärfung“ an besagter Problemstelle. Man befürchtet mehr Stau – sowohl in der Thanner als auch in der Tölzer Straße. Der Verkehr aus Richtung Marktplatz und Tegernseer Straße könne so ebenfalls schlechter abfließen. In einem Schreiben an das Rathaus stellt die BI klar:
Insgesamt wird die Verkehrsproblematik im Holzkirchner Zentrum zunehmen. Bei einer weiteren Überplanung des Eisstadions mit zusätzlicher Wohnbebauung droht ein Verkehrsinfarkt am Kleeblatt-Eck mit Auswirkungen aus Tölzer, Tegernseer und Münchner Straße.
Die konkrete Befürchtung der meisten kritischen Stimmen ist, dass der vermutete Kollaps erst dann eintritt, wenn der Bau der 100 Wohnungen erfolgt und dann in der Planung kein Handlungsspielraum mehr besteht. Die Holzkirchner würden dem „Verkehrsinfarkt“ erliegen. Um dem Nadelöhr am Marktplatz zu entkommen, würden die Anwohner außerdem die Thanner Straße und ihre Verlängerung nach Lochham stärker befahren, wofür sie nicht ausgelegt wäre.
Gemeindeverwaltung hegt keine Bedenken
Die Befürchtungen der Anwohner teilt die Gemeindeverwaltung allerdings nicht. Dem Antwortschreiben des Bauamts ist zu entnehmen, dass sich das erwartete Verkehrsaufkommen halbiere, weil der eine Teil über die Thanner Straße und der andere Teil über die Tegernseer- und Daisenbergerstraße abfließen könne. Die beiden Verkehrsachsen sollen dann nur als Fuß- und Radweg verbunden bleiben, wodurch gesichert wäre, dass auf die Thanner Straße kein „Mehrverkehr“ zukomme.
Man beruft sich weiter auf ein Verkehrsgutachten, wonach der Großteil des Verkehrs in Richtung Bahnhof, München, Autobahn, Gewerbegebiet und B318 unterwegs ist – und nur ein geringer Prozentsatz Richtung Süden. Im Zuge der Bebauung entfalle der Verkehr zum Eisstadion und um Wertstoffhof ohnehin. Das Fazit der Gemeindeverwaltung: der künftige Verkehr dürfte sich gegenüber den jetzigen Fahrzeugbewegungen in der Thanner Straße nicht erhöhen.
Laut Verkehrsgutachten der Gevas und der Stellungnahme des Straßenbauamts Rosenheim ist die Tegernseer Straße mit ihrer Einmündung Daisenbergerstraße und die Tölzer Straße mit der Einmündung Thanner Straße mit entsprechenden Optimierungsmaßnahmen (Ampelschaltung) geeignet den Mehrverkehr aufzunehmen.
Gemeindeverwaltung und Bauamt verweisen die Antragsteller zudem auf das laufende Mobilitäts- und Ortsentwicklungskonzept, wodurch noch einmal eine Verkehrsanalyse inklusive Prognosen und geeigneten Zielkonzepten erarbeitet werde. Ein schwacher Trost für erregte Gemüter, die fürchten, dass bald am Bebauungsplan Nummer 40 nicht mehr zu rütteln sei.
Auch die Bürgerinitiative „Liebens- und lebenswertes Holzkirchen“ sieht im Bauvorhaben die Verschärfung der Verkehrsproblematik an besagter Stelle. Außerdem hegen sie in Anbetracht der Neubauten auf dem ehemalige BayWa-Gelände ästhetische Bedenken: durch den Abriss der alten Brauereigebäude und den Bau großer Wohnblöcke würden sich „im verbliebenen historischen Ortsbild“ deutliche Änderungen ergeben, die in Zukunft „mancher Entscheider und Bürger extrem bereuen wird“.
Entsprechend will auch diese Bürgerinitiative eine Stellungnahme einreichen und sie als Vorlage für individuelle Antragsteller zur Verfügung stellen. Bereits am Freitag läuft nämlich die Frist für schriftliche Einwände gegen die Änderungen am Bebauungsplan Nummer 40 ab. Dann ist der Marktgemeinderat wieder am Zug.