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Schutzgemeinschaft beklagt Größenwahn in Tegernsee

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Andreas Greither will sein Hotel Westerhof deutlich vergrößern. Dagegen hagelt es seit fünf Jahren Kritik von Anwohnern und der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal. Letzere macht jetzt mobil und spricht von “Gigantismus und Größenwahn”.

Als “Gigantismus und Größenwahn” bezeichnet die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT) die Pläne zur Erweiterung des Westerhof-Hotels in Tegernsee./ Die Fotomontage der SGT soll den Größenvergleich des neuen Westerhofs zum Kloster verdeutlichen.

„Stopp, es reicht“, titelt die SGT ihre Aktion. Auslöser dürfte der Flächennutzungsplan gewesen sein, der vom Stadtrat zuletzt mit Mehrheit angenommen wurde. Damit kam Greither wieder einen Schritt zur Umsetzung seines Masterplans näher. Er will aus dem Garni-Hotel mit 90 Betten ein luxuriöses Fünf-Sterne-Hotel mit 134 Zimmern machen. Damit könnte es ein Leuchtturmprojekt und eine wichtige Ergänzung für den Tourismus werden, hofft die Stadt in ihrer Abwägung.

Dennoch sei man sich der großen Baumasse bewusst, die einen erheblichen Eingriff in die Natur und Landschaft darstelle. Da aber die ortstypische Architektur sich am geschichtsträchtigen Westerhof orientiere, nahmen Greithers Pläne die Hürden. War es im April eine Stadtrats-Mehrheit von 12:4 Stimmen, die den vorhabenbezogenen Bebauungsplan in die nächste Runde schickte, so war es nun eine dafür notwendige Änderung des Flächennutzungsplans. Auch hier wurden wieder die alten Fronten sichtbar.

„Der Plan ist zu gewaltig“, erneuerte SPD-Sprecher Thomas Mandl seine Kritik. Die Anfahrt über die Olaf-Gulbransson-Straße sei ein Flaschenhals und das Verkehrsgutachten auf Kante genäht. „Dass das Restaurant und der Biergarten künftig nicht öffentlich genutzt werden sollen, ist in Realität nicht zu halten“, beklagte Mandl. Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) verwies wegen der öffentlichen Gastro-Nutzung auf einen entsprechenden Durchführungsvertrag mit dem Eigentümer.

„Angesichts permanent zurückgehender Bettenzahlen in Tegernsee muss es jetzt der große Wurf sein“ bejahte FWG-Sprecher Andreas Obermüller das Projekt. Er sei froh, dass der Investor Geld in die Hand nehme und sich nicht vom „Kleinklein“ der Anlieger abschrecken lasse. Peter Friedrich Sieben (FWG) pflichtete ihm bei und sprach der Stadtverwaltung für die Ausarbeitung der „sachlichen Abwägungen“ ein großes Kompliment aus. Dies sahen nicht alle so. Gegen die Stimmen der SPD-Fraktion und der von Martina Niggl-Fisser (Bürgerliste) wurde die Änderung des Flächennutzungsplans beschlossen.

„Keine Massenunterkünfte“

Einen deutlichen Protest formuliert nun die SGT. In Ihrem Schreiben an die Stadt verweist deren Vorsitzende nicht nur auf das zu erwartende „Chaos“ angesichts der „fatalen Verkehrssituation“, Angela Brogsitter-Fink beanstandet vor allem den „unsensiblen“ Umgang der wertvollen Kulturlandschaft. Die im neuen Bebauungsplan Westerhof festgelegten Planungsgrenzen würden einen „überdimensionierten Gebäudekomplex“ ergeben, der in Wechselwirkung mit dem seeseitig gelegenen Klosterkomplex liege. Tatsache sei, „dass das neue Hotel höher als die Schlossfassade ausfallen wird“ und nur als „Gigantismus und Größenwahn bezeichnet werden kann“.

Die kulturelle Einheit mit ihrer Verbindung Kloster, Kirche und bäuerliches Fundament werde „unentschuldbar zerstört“. Alles werde in Tegernsee dem Zauberwort „Bettenanzahl“ untergeordnet, geopfert, ohne über die Folgen zu reflektieren. Der einstige Glanz, die Magie des Tals, werde „gerade in Tegernsee immer weiter beschädigt“. Als Beispiele nennt Brogistter: „Frischzellenklinik, Orthopädische Klinik, Abrisse Feuerwehrhaus, Gschossmann Villa, Villa Arnulf von Deym“.

In der Anfahrt zum Westerhof gebe es auch noch die künftigen Baustellen für das „Almdorf“, das genehmigte Gästehaus des Lieberhofs und die stetig folgenden Erweiterungen des Hotels. „Das Tegernseer Tal ist keine endlose, sondern eine begrenzte Ressource mit einem begrenzten Naturraum“. Der jetzt geplante Neubau des Westerhofs sei nicht mehr kompatibel mit dem Maßstab und kulturellen Wesen des Tals. Laut SGT hätten Umfragen „unmissverständlich und eindeutig“ ergeben, was die Gäste hier suchen und zu finden erhoffen: in erster Linie eine intakte Natur, Ruhe, Gastfreundlichkeit, echtes Brauchtum und Authentizität. „Auf alle Fälle keine Massenunterkünfte“.


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