Von Partnern lernen: Eine Delegation aus dem Landkreis Miesbach hat sich am vergangenen Wochenende in Südtirol über autofreie Verkehrskonzepte und die Vermarktung regionaler Produkte informiert. Was Südtirol hier leistet, begeisterte viele der Teilnehmer – und soll nun als Vorbild für Holzkirchen dienen.

Bei der Besichtigung der Radwege in Bozen. V.l.: Franz Duttler (Impulszentrum Holzkirchen), Michael Pelzer, Florian Brunner (SMG), Susanne Haßler, Walter de Alwis (Seehotel Schlierseer Hof), Andreas Haßler (OPED GmbH Holzkirchen), Klaus Thurnhuber (Bürgermeister Warngau), Peter Friedrich Sieben (Kreissparkasse), Claudia Neuberger (Rechtsanwältin Bad Wiessee), Veronika Thurnhuber, Dirk Thelemann (Rechtsanwalt Miesbach), Markus Duttler (Impulszentrum Holzkirchen).
„Wenn Einer in New York aus einem Flugzeug steigt und sagt, er komme aus Südtirol, dann kann sich selbst dort jemand etwas darunter vorstellen“, meinte der Vorsitzende der Standortmarketing Gesellschaft Miesbach (SMG), Klaus-Dieter Graf von Moltke bei dem Besuch der Südtirol Marketinggesellschaft (SMG) in Bozen. „Wenn wir sagen, wir kommen aus Miesbach, dem Tegernseer Tal oder Schliersee, dann müssen wir noch hinzufügen: südlich von München. Sie sind da schon viel weiter. Aber wir arbeiten dran.“
Während im Landkreis Miesbach Tourismus und produzierendes Gewerbe getrennte Wege gehen, arbeitet man in Südtirol gemeinsam für die Marke „Südtirol“. Ab dem 1. Januar 2016 werden hierfür sogar vier große Organisationen – Tirol Marketing, Exportverband, Verband des produzierenden Gewerbes und der Tourismusverband – zu einer großen Organisation verschmelzen, erklärte Andreas Tschurtschenthaler, Leiter PR & Content Management in seinem Vortrag. Zudem sollen die 78 Tourismusvereine auf 40 reduziert werden.
Was nutzt es Geld in einen Tourismusverein zu stecken, den überregional keiner kennt?
Das sei vor Ort zwar schwer durchzusetzen, aber langsam wird verstanden, dass die bestehenden Einzelmarken erfolgreicher unter einem gemeinsamen Dach auftreten können, ohne dabei ihre Identität aufzugeben, erklärte Tschurtschhenthaler den Schritt. Die Dachmarke Südtirol sei somit gleichzeitig Chance und Verantwortung. Wer sie trägt, kann von ihrem Image und ihrer Bekanntheit profitieren, muss aber auch bestimmte Qualitätsmerkmale erfüllen. „Große Marken bieten Sicherheit und entziehen sich dem Preiskampf“, meinte der Marketingchef.
Wichtig sei dabei, nicht nur die Berge und Seen einheitlich zu vermarkten, sondern auch die Produkte des Landes. „10 Prozent aller verkauften Äpfel in der EU stammen aus Südtirol.“ Damit seien jährlich zwei Milliarden Äpfel Markenbotschafter für die Region.“ Gleiches gelte für den Südtiroler Wein, Käse und Speck. Umgekehrt sei die Marke „Südtirol“ inzwischen auch ein Verkaufsargument. So profitieren beide Seiten hiervon.
“Es ist beeindruckend, wie es die 500.000 Einwohner dieses verhältnismäßig kleinen Landesteils von Italien geschafft haben, ihr Südtirol international zu platzieren. Das ist ein Vorbild für Oberbayern”, meint Franz Duttler vom Impulszentrum Holzkirchen. Und sein Sohn Marcus Duttler ergänzt: “Wir haben selbst einen Mieter aus Südtirol in unserem Impulszentrum. Wir müssen die Alpenländer unabhängig von den Landesgrenzen stärker als einen gemeinsamen Wirtschaftsraum verstehen. Die Grenzen sind fließend.”
60 Prozent öffentlicher Nahverkehr in Bozen
Interessant war auch der Vortrag über die Verkehrssituation in der Stadt und Region Bozen von Brunelle Franchini vom Amt für Mobilität der Stadt Bozen. Seit den 80er Jahren wird hier konsequent der motorisierte Individualverkehr zugunsten von Bussen und Bahnen sowie dem Fahrrad zurückgedrängt. Inzwischen ist die Innenstadt für den Autoverkehr gesperrt und gibt es zweispurige Fahrradwege von der Stadt in die Wohngebiete und die Nachbarorte.
Ziel ist es nicht nur touristisch attraktiver zu werden, sondern auch den Einheimischen den Umstieg zu erleichtern. Dies habe natürlich seinen Preis. Rund eine Million Euro gibt Bozen jährlich für Unterhalt und Erweiterung der Fahrradwege und Ausbau der Infrastruktur aus. Bei 300 Sonnentagen im Jahr wird dies aber auch gut angenommen.

Einweisung in die E-Bikes. v.l. Florian Rebel (Radsport Rebel), Veronika Thurnhuber, Martin Mihalovits (VV Kreissparkasse), Heino Seeger (Tegernseebahn), Klaus-Dieter Graf von Moltke (Egerner Höfe), Walter de Alwis (Schlierseer Hof), Einweiser.
Damit die Praxis nicht zu kurz kommt, ging es mit dem E-Bike von Bozen nach Kaltern. Hier hatte der Tegernseer Stadtrat Peter Friedrich Sieben ein Treffen in dem Weingut „Peter Sölva“ mit Vertretern der neuen Partnerstadt von Tegernsee organisiert. Bürgermeisterin Gertraud Benin Bernard freute sich, dass die Unternehmer des Landkreises diese Partnerschaft mit Leben erfüllen und wünschte sich in Zukunft weitere Treffen mit Landkreisvertretern.
Gemeinsame Wurzeln von Bayern und Südtirol betonte dann Alexander von Egen, ehemaliger Vizepräsident der autonomen Region Trentin-Südtirol in einem engagierten Vortrag. „Südtirol und Oberbayern passen einfach zusammen“, rief er unter dem Applaus der Besucher.
Wir fühlen uns nicht wie im Ausland.
SMG-Vorsitzender Graf von Moltke sah dies ebenso. „Wir werden die Freundschaft weiter pflegen und haben viel gelernt.“ Als Unternehmer und SMG werde man eine eigene Marke schaffen, am Besten als „Metropolregion München-Oberland“. Und immer mit einem „aufmerksamen Auge“ auf Südtirol.
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